Spiekeroog, eine weitere Nordseeinsel zum entspannen

Nachdem wir schon mehrfach auf Baltrum verweilt haben und so ziemlich jede Ecke dort sehen durften, haben wir uns dazu entschlossen mal eine andere Nordseeinsel kennen zu lernen. Die Wahl viel aufgrund des einladenden Inselprospekts auf Spiekeroog, die zweitnächste Nachbarinsel Baltrums einige Kilometer weiter in Richtung Osten, zwischen Langeoog und Wangerooge gelegen. Hier ein Luftbild Spiekeroogs.

Von dem hübsch anzusehenden Hafen von Neuharlingersiel (Bild unten) aus setzen wir in etwa 45 Minuten in langsamer Fahrt nach Spiekeroog über. Informationen zu den von den Gezeiten abhängigen Überfahrtzeiten gibt es im hier. Spiekeroog ist zwar deutlich größer als Baltrum, aber auch hier gibt es außer wenigen abzählbaren kleinen und größeren Elektrokarren zum Transport des Gepäcks und anderer Güter nur noch Fahrräder - meistens von Einheimischen oder von Unterkünften, die ihren Gästen ein solches Gefährt zu Verfügung stellen. Eine Fahrradvermietung haben wir jedenfalls nicht entdecken können. Die Größe Spiekeroogs beträgt etwa 10 km in Westost Richtung und an der breitesten Stelle etwa 1,2 km in Nordsüd Richtung. Vom Hafen bis zum Ortskern läuft man etwa 800 Meter und von dort 1,1 km weiter bis zum Hauptstrand.
Wer mit dem Auto anreist muß sein Gefährt auf den großen Parkplätzen der Spiekeroog-Garagen GmbH (mit Möglichkeiten für einen Garagenplatz) keine 10 Minuten zu Fuß in Richtung östlichem Ortsausgang von Neuharlingersiel abstellen. Daher sollte man schon eine Stunde vor der Überfahrt einplanen, ehe die Koffer in den bereitgestellten Containern verladen, das Auto abgestellt, die Fahrkarten gekauft und die Familie abfahrbereit an der Pier steht.
Möchte man sich die Transportkosten auf Spiekeroog für seine Koffer sparen, der findet nach dem Einlaufen im Hafen wahrscheinlich einen kleinen Handkarren von seiner Unterkunft, mit dem man recht bequem auch zu Fuß sein Quartier erreichen kann. Mehr als 10 bis 15 Minuten sollte keiner dazu benötigen. Das ist gleich eine gute Gelegenheit den Ort kennen zu lernen.

Der Ortskern Spiekeroogs
Der kleine gemütliche Ortskern auf Spiekeroog hat uns schon am ersten Tag vollständig in den Bann gezogen. Zugegeben, vom Wetter her gab es an unserem Ankunftstag die besten Bedingungen, um an dem warmen Spätsommerabend auf der Terrasse der Spiekerooger Teestube ein Abendessen zu genießen und dabei den flanierenden Gästen auf der anderen Seite des Zauns zuzusehen. Dazu Kerzenschein und dezente teils bunte Leuchtreklame, ein lauer Wind und rauschende Blätter über den Dächern ... So kann man es sich stundenlang gut gehen lassen. Danach noch ein großes Eis aus der Eisdiele von gegenüber.
Aber auch am Tag danach bei etwas gemäßigtem Wetter zeigt der Ortskern seine Reize auf eine andere Art. Natürlich nicht auf die romantische Art wie am Abend zuvor, aber immer noch beschaulich und sehr gemütlich. Tagsüber laden zahlreiche kleine Geschäfte und Cafés in teils kleinen und verwinkelten Gassen zum schauen und bummeln ein. Über dieses Angebot hinaus gibt es viele weitere Möglichkeiten als Alternative zum Strand und Wandern, oder auch mal bei schlechtem Wetter, seinen Urlaub zu genießen. Das große Schwimmbad Schwimmdock, ein kleines Kino, Haus des Gastes, Museum, ein kleiner Park mit Veranstaltungen für Groß und Klein und Reitmöglichkeiten quer über die Insel. Für Kinder ist das Trockendock Anlaufstelle Nummer 1 wenn's mal mit dem Wetter nicht klappt: Ein aufregendes Haus mit Spielmöglichkeiten bis zum Abwinken. Mit der Museumspferdebahn kann man eine kleine Tour zwischen Bahnhof und Westend ans Sturmeck unternehmen (Bild).

Der Strand von Spiekeroog
Der Strand auf der nördlichen Seite Spiekeroogs ist herrlich weitläufig, mit hellem und sauberem Sand. Der Abschnitt mit Strandkörben zum Mieten bildet den mehrere hundert Meter breiten Hauptstrand.
Jedoch fallen uns nach einigen Tagen leider auch einige Nachteile dieses ansonsten tadellosen Strandes ins Auge: Zum einen ist er relativ weit vom Ortszentrum entfernt. Nun gut, wenn man auch den Weg als Teil des Ziels betrachtet ist das nicht weiter schlimm. Für kleine Kinder ist das schon eher eine Herausforderung - es dauert halt ein Weilchen bis zum Strand und zwischendurch mal eben wieder nach Hause gehen (wie beispielsweise auf Baltrum) ist auch bei den zum Strand am nächsten gelegenen Häusern irgendwie nicht drin.
Zum anderen befindet sich im Meer dem dem Strand vorgelagert eine seichte Sandbank, die dazu führt, daß sich während der Ebbe das Meer ziemlich weit zurückzieht. Über weite Bereiche kommen die Wellen erst gar nicht bis unmittelbar zur Insel, da sie schon deutlich vorher draußen im Meer brechen. Meeresrauschen kommt da am Liegeplatz oder am Strandkorb im Bereich des Hauptstrandes kaum noch an. Spaziergänge barfuß durch die Wellen fallen dann teils auch etwas spartanisch aus. Kompensation gibt es nur wenn man mit seinen Spaziergängen die Flut mit dem Höchststand abpaßt. Was für Erwachsene u.U. enttäuschend ist, ist für kleine Kinder auf der anderen Seite beim Baden und Planschen ein recht positiver Sicherheitsfaktor. Für Familien zählt dieser Aspekt wohl sicher mehr.

Wege auf Spiekeroog
Gegenüber Baltrum gesehen ist Spiekeroog eindeutig die größere Insel. Daher haben wir uns als Baltrum-Kenner und Wanderfreunde schon sehr über ausgiebige Rundwege und interessante Erkundungstouren gefreut. Zieht man jedoch die weiten Flächen ab, die auf Spiekeroog nicht durch Wanderwege erschlossen sind, sind die beiden Inseln zumindest von diesem Punkt her als etwa gleichwertig zu sehen. Alleine die nicht begehbare auf der zur Festlandseite gelegene Ostplate macht schon alleine 1/3 der Gesamtfläche aus. Einen ersten Eindruck mit einer Karte aus dem Inselprospekt haben wir da wohl nicht richtig eingeschätzt. Übersichtskarte hier
Wege gibt es dennoch sehr viele. Die Hauptwege sind alle gepflastert. Zwischen ihnen gibt es kleine Fußwege, die teils durch Dünen, teils durch Waldgebiete geführen. In Richtung Westend geht es über den Hauptweg abgesehen von einer Kurve eigentlich immer nur geradeaus, bis zum abgelegenen Campingplatz an der westlichen Spitze Spiekeroogs.

... trotzdem eine schöne Insel
Vielleicht ist mit den Beschreibungen beim Leser ein etwas negativer Eindruck über Spiekeroog entstanden, den wir jedoch deutlich revidieren möchten. Wir haben uns lediglich die aufgeführten Punkte ein wenig anders vorgestellt. Hier kommt es wie immer auf jeden selber an, wie er diese bewerten möchte. Trotz allem bereuen wir nach unserem 10tägigem Aufenthalt im Astrid Lindgren Haus (Bild) nicht, auf dieser gemütliche Insel die Hektik hinter uns gelassen und einige erholsame Tage verbracht zu haben.